Oh, Mann, das ist so eine Sache mit diesem Buch. Manchmal ist es so verdammt schwer zu entziffern. Ich hasse die Stellen, die in kleiner hakeliger Schreibschrift geschrieben sind. Du kannst Dir sicher sein, dass die anderen alle Druckschrift kriegen. Nur bei Dir kommt mal wieder eine Schreibschriftpassage. Dann stehst Du da, Deine Nase berührt fast das Papier. Angestrengt versuchst Du, Wort für Wort zu entziffern, während die anderen schon drei Seiten weiter sind. Du liest also, was vor zehn Minuten passiert ist. Da kannst Du ebenso gut nach Hause gehen, die anderen holst Du eh nicht mehr ein.

Und dann wieder liest es sich flott herunter, und Du denkst: Alles klar, das war einfach. Doch es stellt sich heraus, diesen Teil hat ein Neffe von Kafka geschrieben. Was sich so unterhaltsam herunterlas, verbirgt etwas großes dunkles mit vielen Haaren und reißzahn-bewehrtem Grinsen, das sich aber für den Moment noch genüsslich im Hintergrund hält. Vorblättern, das weißt Du aus bitterer Erfahrung, bringt nichts, außer einem schmerzhaften Klaps auf die Finger, also Geduld, das Übel wird schon noch seinen Lauf nehmen. Du wappnest Dich, Du bist ja jetzt auf alles gefasst. Damit hat Dein Ghostwriter sicher nicht gerechnet, dass Du ihm so leicht auf die Schliche kommen würdest.

Trotzdem trifft Dich die Krise irgendwie unerwartet. Doch Du kämpfst wie ein Löwe, das Buch entgleitet Dir, zeitweise hältst Du es verkehrt herum. Als Du den richtigen Absatz wiedergefunden hast, trifft es Dich wie ein Schlag: Du bist gar nicht der Held. - Naja, wenn schon nicht Kevin Costner, dann vielleicht wenigstens Alan Rickmann? Aber auch der Bösewicht ist schon besetzt und der heroische Abgang damit endgültig außer Reichweite. Die Rolle des Komödientrottels hingegen scheint noch unvergeben. Na gut, man soll halt spielen, was man am besten kann.

Doch das Buch des Lebens ist nicht Hollywood. Und deshalb kann es passieren, dass der Bösewicht gewinnt und der Held in Ungnade fällt. Und die Schöne mit dem Komödientrottel durchbrennt. Das sind natürlich die besten Momente. Aber sie sind grundsätzlich in großen serifen-losen Lettern gesetzt, die dem Auge keinerlei Widerstand leisten, sondern sich herunterlesen lassen wie der Teufel. Und das machst Du dann meist auch, Du Trottel. - Die nächste Schreibschriftpassage kommt bestimmt.

Schon wieder für RT.